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Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944

„Weder überflüssig noch unterlagen“ lautet der Titel einer Tagung der Forschungsgemeinschaft 20. Juli 1944 in Königswinter bei Bonn von 22. bis 24. Februar 2013. Die Forschungsgemeinschaft wurde vor 1973 gegründet und hat zum Ziel, die wissenschaftliche Forschung und  Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufrecht zu fördern.

In diesem Jahr spricht Rüdiger von Voss (dessen Vater Hans-Alexander zum militärischen Widerstand gehörte) über die Entstehung der Forschungsgemeinschaft. Außerdem wird es Zeitzeugenberichte geben und Vorträge, unter anderem zu den Widerstandskämpfern Rudolf-Christoph von Gersdorff und Josef Wirmer.

www.forschungsgemeinschaft-20-juli.de

Gramic Award – Comic/GraphicNovel-Wettbewerb

Für den Evangelischen Presseverband habe ich einen neuen Comic-Wettbewerb ins Leben gerufen. Der „Gramic Award“ richtet sich an Graphic-Novel und Comic-Künstler jeden Alters. Thema in diesem Jahr ist „Toleranz“.

Einsendeschluss ist der 26. April. Mit der Preisverleihung (während des Comicfestivals München vom 31.5. bi 2.6.) ist auch eine Ausstellung verbunden. Diese Schau tourt dann anschließend durch deutsche Städte.

Weitere Infos unter www.gramic.de

Den müden Augen neue Wege zeigen: Georg Baselitz

Er sagt, er habe kein Talent und verdient mit seiner Kunst Millionen. Er bezeichnet Künstler als »Leute, die etwas tun, für das sich andere schämen würden«. Bei ihm steht die Welt einfach Kopf: Georg Baselitz, Maler, Bildhauer und Provokateur, wird am 23. Januar 75 Jahre alt.

International bekannt wurde Baselitz mit großformatigen, farbkräftigen Gemälden, bei denen er die Motive auf den Kopf stellte: Da wachsen Bäume aus dem Himmel, Vögel stürzen zum Boden, und Menschen schweben kopfunter auf der Bildfläche. »Ich habe das Bild, das bis dahin galt, nicht akzeptiert und stattdessen mein eigenes aufgehängt«, erklärt Baselitz. Er wolle alte Werte und Traditionen zerstören, »damit im Kopf wieder etwas stattfindet, um den müden Augen neue Wege zu zeigen«.

 

»Ich bin in eine zerstörte Ordnung hineingeboren«, sagt der Künstler, der 1938 als Hans-Georg Kern in Deutschbaselitz in Sachsen zur Welt kommt. Nach zwei Semestern an der Ostberliner Kunsthochschule wird er 1956 wegen »gesellschaftspolitischer Unreife« von der Hochschule verwiesen – eine Standardbegründung für unliebsame Studenten in der DDR.

Also zieht er nach Westberlin und studiert bei Professor Hann Trier, studiert Texte von Kurt Schwitters und Francis Picabia, reist nach Amsterdam und Paris und beschäftigt sich mit der Kunst von psychisch Kranken. Bei seiner ersten Einzelausstellung 1963 in der Galerie Werner & Katz in Berlin werden zwei Gemälde, die nackte Männer zeigen, wegen »Unsittlichkeit« von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt. Baselitz landet auf der Titelseite der Bild-Zeitung. Erst nach zwei Jahren bekommt er die Bilder nach etlichen Gerichtsverhandlungen zurück.

Die Erfahrungen mit Medien und Justiz weiß er für sich zu nutzen. Als Angriff auf die Konventionen der Wahrnehmung und der Kunst entsteht 1969 das Bild »Wald auf den Kopf gestellt«. Plötzlich steht nicht mehr die dargestellte Figur im Vordergrund, sondern die Auseinandersetzung mit Raum und Komposition. »Die Hierarchie, in der der Himmel oben und die Erde unten ist, ist ohnehin nur eine Verabredung«, meint Baselitz.

Die »verkehrte Welt« wird zum Markenzeichen, und Baselitz avanciert zu einem der bekanntesten Künstler Deutschlands. Der rohe, aggressive Pinselstrich und die intensiven Farben bleiben bis spät in die 80er-Jahre kennzeichnend für seine Gemälde. Für die Biennale in Venedig realisiert er erstmals eine Skulptur. Der erhobene Arm der Holzfigur wird als »Hitlergruß« interpretiert und provoziert heftige Diskussionen – ebenso wie das Gemälde »Tanz ums Kreuz«, das der Künstler 1992 der Kirchengemeinde von Luttrum bei Hildesheim schenkt. In dem kleinen 330-Einwohner-Dorf ist der Protest so stark, dass Baselitz das Gemälde wieder entfernt und in sein damaliges Domizil im nahe gelegenen Schloss Derneburg bringt.

Disharmonie, Brüche und Gegensätze sind die Leitmotive in den Arbeiten von Baselitz. »Wo sind Bilder zweifelhaft? Wo sind sie angreifbar? Wo sind sie zerstörbar? Wo kann man neu anfangen?«, fragt er, bevor er an die Arbeit geht. Statt mit dem Pinsel malt er mit Fingern, oder er steigt mit Schuhen in eine Farbwanne und stapft über das Bild.

In den 90er-Jahren beschäftigt er sich mit der eigenen Vergangenheit. Es entstehen Familienporträts oder Gemälde, in denen es um Kindheit oder Heimat geht. Die Bilder enthalten Volkskunstmotive, werden leichter, der Pinselstrich zeichnerisch, die kräftigen Farben trägt er lasierend und luftig auf.

Seine Werke erzielen bei Versteigerungen Millionenbeträge. Doch ist aus dem Rebellen ein eher gemäßigter Künstler geworden. Die jüngsten Bilder des Fotografen Benjamin Katz, der den Künstler seit 1978 mit der Kamera begleitet, zeigen Baselitz als freundlichen älteren Herrn, der gerne im Ammersee badet oder durch den Wald spaziert. An dem See bei München hat er in einem großzügigen Anwesen seine neue Heimat gefunden.

»Ein Kinderwunsch war es, sich an das andere Ende der Welt wegzuträumen«, schreibt Baselitz in einem Essay, der in einem Sammelband des Hirmer-Verlags erschienen ist und einen hervorragenden Einblick gibt in die Seelenwelt des Künstlers. Früher habe er in der Sandkuhle gebohrt, um auf der anderen Seite wieder herauszukommen. Später bohrte und grub er mit seinen Zeichnungen und Bildern nach Neuland.

»Dass Bilder die Freiheit sind, kam mir damals nicht in den Sinn«, schreibt er und fügt provozierend hinzu: »Bisher habe ich noch kein Klopapier sauber gemacht.«

BUCHTIPPS: Detlev Gretenkort (Hg.): Georg Baselitz. Gesammelte Schriften und Interviews. Hirmer-Verlag 2012. 9,90 Euro. Benjamin Katz: Georg Baselitz at work. Hirmer-Verlag 2012, 34,90 Euro.

 

Veröffentlicht beim Evangelischen Pressedienst (epd), Januar 2012

Stolperstein für Else Seifert

Familiengeschichte II: Else Auguste Seifert (6. September 1902 in Hamburg28. August 1940 Pirna-Sonnenstein) war eine Kunst- und Werklehrerin, die wegen einer psychischen Erkrankung im Zuge des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms ermordet wurde.

Else Auguste Seifert war die Tochter des Kaufmannes Heinrich Erdmann Richard Seifert (gestorben im Januar 1939) und seiner Frau Auguste Wilhelmine Seifert (gestorben um 1950). Else hatte einen jüngeren Bruder, Kurt Richard Seifert, geboren im Februar 1904. Die Familie zog während Elses Kindheit nach Hannover, wo das Mädchen das Lyzeum besuchte. Im Anschluss, während ihres 17./18. Lebensjahres, war Else ein Jahr in „Haushaltspension“, wahrscheinlich ebenfalls in Hannover. Danach absolvierte sie eine Ausbildung zur Kunst- und Werklehrerin, davon zwei Jahre in Berlin und ein Jahr an der Werklehrschule in Hildesheim.

Elses Eltern zogen Ende der 1920er Jahren nach Dresden. Die Tochter besuchte sie oft. Ihre Eltern betrieben einen Handel mit Baumwolle und Baumwollabfällen. Zunächst befanden sich Geschäft und Wohnung in der Chemnitzer Straße 55, I. Stock (heute etwa Ecke Budapester/Nürnberger Straße)[1], ab etwa 1931 in der Abekenstraße 28 (heute Georg-Schumann-Straße), 3. OG.[2] Nach dem Tod ihres Ehemannes zog Elses Mutter 1939 nach Cossebaude/Dresden. Die Wohnung in der Dresdner Abekenstraße übernahm Kurt Seifert, Elses Bruder, dessen junge Familie bis zu den großen Bombenangriffen im Februar 1945 dort wohnen blieb.[3]

Else Seifert arbeitete nach dem Ende ihrer Ausbildung als Vertretungslehrerin an verschiedenen Schulen in Norddeutschland, so in Hannover, Peine (1925/26) und Osnabrück. Ab April 1927 konnte die junge Frau eine feste Stelle als Zeichenlehrerin in Stettin (heute Polen) antreten.

Ende 1928 wurde sie mit einer scheinbar psychischen Erkrankung auffällig und musste nach einem Besuch bei ihren Eltern in Dresden in die dortige Nervenheilanstalt eingeliefert werden. Dort wurde die Diagnose Schizophrenie gestellt. Laut Patientenakte habe Else Auguste Seifert nach der Rückkehr aus der Haushaltspension ein verändertes Wesen gezeigt, ihre Berufsausbildung und die Tätigkeit in den Schulen habe sie jedoch ohne Schwierigkeiten absolviert.

Nach einem einjährigen Aufenthalt im Sanatorium Kahlbaum in Görlitz (Februar 1929 bis Februar 1930) wurde Else Auguste Seifert in die Heil- und Pflegeanstalt Arnsdorf verlegt, wo sie später aufgrund des Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses zwangssterilisiert wurde und den Rest ihres Lebens verbrachte. Die Eintragungen in der Patientenakte lassen vermuten, dass ihr Aufenthalt von Verlegungen, Fixierungen sowie teilweise isolierter Unterbringung geprägt war. Am 28. August 1940 wurde Else Auguste Seifert im Rahmen der Aktion T4 nach Pirna-Sonnenstein transportiert und dort am selben Tag vergast.

Seit 26. Oktober 2012 erinnert ein Stolperstein vor dem früheren Standort ihres Eltern-Wohnhauses (Budapester Straße 69) an sie. Paten des Steines sind die Nachfahren von Else Auguste Seifert.

(Quelle: http://dresden.stadtwiki.de/wiki/Else_Auguste_Seifert)

Medienportal Weltreligionen

Im Evangelischen Presseverband starten wir 2013 ein Projekt zum Thema Weltreligionen. Grund dafür ist die Tatsache, dass die religiöse Vielfalt in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen hat. Bundesweit gibt es derzeit mehrere hundert verschiedene Religionen und religiöse Bewegungen.

Wir möchten die Berichterstattung zum Thema intensivieren. Derzeit suchen wir nach Projekt- und Kooperationspartnern für einzelne Themenfelder.

Slanted – Typografie und Comic

Das Magazin Slanted ist spezialisiert auf Typografie. Im Heft Nr. 17 geht es um Comics. Zum Comic gehört nicht nur die Zeichnung, sondern auch die Schrift. Ob lautmalerische Begriffe wie Zack, Bumm, Boing oder die Buchstaben in einer Sprechblase – erst die Kombination aus Bild und Text ergeben den Gesamteindruck.

Das großformatige Heft präsentiert einzelne Projekte und Texte zur Schrift in der grafischen Literatur. Vorgestellt werden zum Beispiel die New Yorker Illustratoren Nora Krug und Paul Hoppe, der Berliner Grafiker Alexander Negrelli, der Antwerpener Typografie-Professor Fred Smijers oder der Reprodukt-Verleger und Handletterer Dirk Rehm.

Werner von Haeften (1908-1944)

Haeften

Familiengeschichte I: Ich arbeite seit einigen Jahren an einer Dissertation über Werner von Haeften (1908-1944). Haeften war ab 1943 Adjutant und damit engster Mitarbeiter von Claus Graf Schenk von Stauffenberg, dem Stabschef des Allgemeinen Heeresamtes im Berliner Bendlerblock. Er war maßgeblich an der Planung und Durchführung des militärischen Umsturzes und des Attentatsversuchs an Hitler vom 20. Juli 1944 beteiligt. Sein Bruder Hans-Bernd arbeitete im Auswärtigen Amt, als Mitglied des „Kreisauer Kreises“ war er ebenfalls intensiv in den militärischen Widerstand involviert. Hans-Bernd von Haeften wurde verhaftet und von den Nationalsozialisten im Gefängnis von Plötzensee gehängt.

Obwohl die Brüder Haeften eine bedeutende Rolle im militärischen Widerstand spielten, wurde bislang kaum über sie geforscht – und noch weniger über sie geschrieben. Nun soll erstmals ein Buch über Werner von Haeften erscheinen.